Aktuelle Traumatol 2003; 33(5): 228-235
DOI: 10.1055/s-2003-43123
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Psychosoziale Auswirkungen posttraumatischer Amputationen an der unteren Extremität - eine retrospektive Evaluierung der Bedeutung des Amputationszeitpunktes

Psychological and Social Impact of Lower Limb Amputation Following Trauma - a Retrospective Evaluation of the Amputation MomentA. Rack 1 , G. O. Hofmann 1
  • 1Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Abteilung für Septische und Wiederherstellungschirurgie
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. Oktober 2003 (online)

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Zusammenfassung

In der hier vorgestellten retrospektiven Arbeit wird der langfristige Rehabilitationserfolg posttraumatisch amputierter Patienten in Abhängigkeit vom Amputationszeitpunkt untersucht. Das Patientengut wurde in drei Gruppen aufgeteilt: primäre Amputation (innerhalb von 24 h nach dem Unfall), sekundäre Amputation (bis zu 6 Wochen nach Verletzung) und tertiäre Amputation (später als 6 Wochen nach dem Unfallereignis). Die Langzeitergebnisse der drei Patientengruppen wurden unter sozialen, beruflichen, physischen, psychischen und pathophysiologischen Parametern verglichen. Die Auswertung hat gezeigt, dass der Wahl des richtigen Amputationszeitpunktes eine entscheidende Schlüsselrolle für den langfristigen Rehabilitationserfolg zukommt. Die größten Differenzen ergaben sich im funktionellen, psychischen und sozioökonomischen Sektor. Die Gruppe der primär Amputierten schnitt in den Bereichen Gehfähigkeit, Prothesenfähigkeit und Wiedereintritt in das Berufsleben am besten ab. Die sekundäre Gruppe stellte sich aufgrund psychischer Gegebenheiten als schwierig zu rehabilitieren dar. Die Amputation wurde als ärztliche Kapitulation gewertet und von den Patienten nicht als bestmögliche Therapie angesehen. Bei den Spätamputierten wurde der Amputationszeitpunkt von vielen Patienten als zu spät erachtet. Die größten Schwierigkeiten und Veränderungen ergaben sich in der beruflichen Wiedereingliederung. Die Anzahl verletzungsbedingt berenteter Patienten war in dieser Gruppe am höchsten. Psychosoziale Lebensbereiche wie Familienstand, Freundeskreis und das Selbstbewusstsein wurden in allen drei Gruppen nur geringfügig durch die Amputation limitiert.

Abstract

This retrospective study examines the long-time rehabilitation success of posttraumatic amputees in relation to the time between injury and amputation. The patients were divided into three groups: primary amputation (within 24 hours after the accident), secondary amputation (up to six weeks after the accident) and tertiary amputation (longer than six weeks after the accident). The long term results of the three groups were compared regarding social, professional, physical, psychological and pathophysiological parameters. The evaluation had shown that the point of time chosen between injury and amputation is very important for the long term rehabilitation success. The biggest differences occurred at the functional, psychological and socio-economic sector. The group of the primary amputees had the best results in the ability of walking, the ability of prosthetic fitting and their return to work. The secondary group however had difficulties in the rehabilitation process due to their psychic conditions. Amputation in this group was understood as a surrender and not as the best therapy. Patients of the third group often remarked that their amputation took place too late. They also had the most difficulties in occupational rehabilitation and in returning to work. The rate of pensioners because of injury was the highest one. Concerning the psychosocial aspect of life like family, friends and the patients' self-confidence patients were not limitated in all groups.

Literatur

A. Rack
G. O. Hofmann

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau
Abteilung für Septische und Wiederherstellungschirurgie

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